Urtica dioica (Brennnesselgewächse, Urticaceae)
Am Wegesrand, an Zäunen und Gebäuden, auf Kahlschlägen, auf Böschungen und Schutthalden, überall wo Verletzungen entstanden sind, überwächst das Grün der Brennnessel wohltätig diese Stellen. Die Brennnessel wurde schon immer zur Verbesserung der Bodenqualität eingesetzt, da sie den Eisengehalt des Untergrundes reguliert. Die dunkelgrünen, chlorophyllreichen Blätter sind rhythmisch gegenständig am vierkantigen Stängel angeordnet. Kieselige, köpfchentragende Brennhaare geben der Brennnessel ihren Namen. Die Haare sind mit einer schlangen- und bienengiftartigen Substanz gefüllt und brechen bei Berührung zu spitzen Nadeln ab, die die Haut durchbohren. Die unscheinbaren, in Rispen angeordneten Blüten der zweihäusigen Großen Brennnessel treten in den Hintergrund. Es dominiert der grüne Blattbereich.
Aus den Stängelfasern stellte man bis in das 18. Jhd. hinein Stoffe und Papier her. Das Nesseltuch findet in vielen Legenden und Märchen Erwähnung. Junge Brennnessel wurden und werden als Spinat wegen des Eisenreichtums geschätzt und dem Gemüse am Gründonnerstag zugegeben. Kleingeschnittenes Brennnesselkraut und Samen bereicherten das Futter von Kühen, Hühnern und Schweinen. Roher Fisch und rohes Fleisch wurden durch Einwickeln in Brennnesseln haltbar gemacht.
Die Brennnessel scheint uns abwehrend gegenüberzustehen, doch birgt diese raue Pflanze in sich eine Fülle von wohltätigen Gaben. Die umhüllend-wärmende und belebende Dynamik der Brennnessel kam seit altersher dem Menschen zu Gute. Diese vitale Pflanze wurde zur Regulierung und Rhythmisierung, zur Reinigung und Entschlackung verwendet. Harmonisierung und Rhythmisierung, stärkende Eisenkraft, Reinigung, Belebung der Haut und Durchwärmung nach Innen liegen in den Möglichkeiten der Brennnessel.