Tilia platyphyllos, T. cordata (Lindengewächse, Tiliaceae)
Die mit herzförmigen Blättern belaubten Äste und Zweige bilden das von Weitem erkennbare, schützende Blätterdach der Linde. In den Knospen der Linde überwintern nur die Blätter. Die Blüten müssen in den Blattachseln erst gebildet werden, daher blüht die Linde erst im Sommer und bildet so eine wichtige Quelle für Bienen. Das weiche Holz des schnell wachsenden Baumes wurde vor allem zum Schnitzen, zum Instrumentenbau und zum Herstellen von Zeichenkohle verwendet. Aus dem Bast der Linde stellte man, durch eine ähnliche Behandlung wie beim Flachs, Flechtwerk her.
Angepflanzt am Dorfplatz, vor der Kirche, am Friedhof, an Stätten der Gerichtsbarkeit begleitete die Linde wichtige Ereignisse eines Menschenlebens. In vielen Liedern über Linden sieht man einen starken Bezug zum menschlichen Gemeinschaftsleben, aber auch zu Liebe, Tod, Wiedergeburt und somit zur menschlichen Individualität. Im Märchen „Der Froschkönig oder der eiserne Heinrich“ fällt die goldene Kugel der Königstochter in einen Brunnen, der sich im Schatten einer alten Linde befindet. Die Linde galt stets als weiblicher Baum und nimmt bei allen slawischen Völkern eine zentrale Stellung ein.
Die Verwendung der Linde, die oft als „junger“ Baum bezeichnet wird, war zu Heilzwecken im Altertum unbekannt. Noch im Mittelalter wurden keine Lindenblüten verwendet, sondern andere Pflanzenteile. Dennoch waren die Einsatzgebiete vielfältiger als die des heute üblichen Lindenblütentees. Lindenblätter wurden oft in Kombination mit Holunderblüten als Zusatz für ein erwärmendes Bad verwendet. Besonders für Kinder wurde die Linde in der kalten Jahreszeit eingesetzt. Die Linde hat die Fähigkeit ein gestaltendes, bewusstes Eingreifen in das Leibliche zu fördern, daher versuchte man selbst Langwieriges mit dieser Natursubstanz in Griff zu bekommen.